Porträt von Prof. Sir Ian Kershaw

»Eine Frage bedarf aber vielleicht noch einer Antwort. Warum beschäftigt sich ein Engländer, der zuvor weder familiäre noch sonstige Beziehungen zu Deutschland hatte, seit so vielen Jahren mit der deutschen Geschichte, zumal mit dem dunkelsten, schlimmsten Zeitalter in der Geschichte dieses Landes. Hatte er nichts Besseres in seinem Leben zu tun? Gab es nicht andere, attraktivere, erfreulichere historische Themen, worüber er hätte forschen und schreiben können? Ja, freilich, lautet eine Antwort auf diese letzte Frage.«

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Prof. Sir Ian Kershaw

Sir Ian Kershaw wurde 1943 in Oldham, Lancashire, geboren. Er studierte in Liverpool und Oxford. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Manchester, Bochum und Nottingham lehrte er bis zu seiner Emeritierung 2008 als Professor für moderne Geschichte an der Universität Sheffield. Sir Ian Kershaw ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Dank und Vortrag

Laudatio

Grußworte

Begründung der Jury

Die Jury stütze ihre Entscheidung unter anderem auf seine im Jahr 1999 erschienene zweibändige Biografie Hitler 1889–1936 und Hitler 1936–1945, mit der es Kershaw geschafft hat, Aufstieg und Machtstellung des Diktators vor dem deutschen gesellschaftlichen Hintergrund der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erklären.

Ferner verdeutlicht er mit seiner Monografie Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg die Einbindung der deutschen Geschichte in das gesamteuropäische und globale Geschehen. Hier betrachtet er unter anderem die für Deutschland und die Welt relevanten Entscheidungen internationaler Akteure (von Mussolini bis Roosevelt) in der kriegsentscheidenden Phase 1940–1941, in dem er die Belange der jeweiligen nationalen Milieus nachzeichnet und verständlich macht.

Schließlich hat Kershaw mit seinem im Jahr 2011 vorgelegten Werk Das Ende. Kampf bis zum Untergang. NS-Deutschland 1944/45 das Thema der Verankerung der nationalsozialistischen Idee innerhalb der Gesellschaft erneut aufgegriffen und die erste umfassende Geschichte des fortwährenden Funktionierens der nationalsozialistischen Herrschaft im Untergangsszenario zwischen Juli 1944 und Mai 1945 verfasst.

Weitere Monographien von Sir Ian Kershaw behandeln die Mythisierung Hitlers, die Sympathie Englands mit dem Hitler-Regime in der 1930er Jahren und die Forschungskontroversen um die Erklärung des NS-Staats.