Erlauben Sie mir ein kurzes Wort im Namen der Meyer-StruckmannStiftung.

Es ist eine Freude, dass wir heute in diesem schönen Haus den Meyer-Struckmann-Preis vergeben dürfen. Ich danke Ihnen dafür, Magnifizenz, und nehme es als Wertschätzung des Preises und der Stiftung.

So wie dieses Haus eine mäzenatische Großtat ist und darin außergewöhnlich, vielleicht sogar singulär ist, so ist auch die Errichtung dieser Stiftung durch den Bankier Fritz Meyer-Struckmann eine in Deutschland wohl einzigartige Tat. Außergewöhnlich durch die Größenordnung, vor allem aber durch die Bestimmung des Stiftungszieles. Ein geschäftlich sehr erfolgreicher, ein vermögender und politisch einflussreicher Bankier hinterlässt nach seinem Tod 1984 sein gesamtes Vermögen einer Stiftung zur Pflege der Geisteswissenschaften. Meyer-Struckmann ist ein Mann der Wirtschaft, genauer: des rheinischen Kapitalismus und außer seiner kirchlichen Bindung hatte nichts darauf hingedeutet, dass er einen so großen Respekt vor den Geisteswissenschaften hatte. Er begründet seine Stiftung mit der Überzeugung, dass die geistige Bildung und Erziehung eines Volkes eine Kernaufgabe sei.

Zugleich formuliert er damit einen hohen Anspruch an die Geisteswissenschaften: eben dass sie nicht selbstzufrieden ihre Kreise drehen, sondern dass sie sich als Grundlage verstehen für die Erziehung und Bildung der Gemeinschaft, vor allem der Jugend.

Wenn man das ernst nimmt und damit die Geisteswissenschaften begreift als wirkungsmächtigen Faktor der allgemeinen Verfasstheit eines Volkes, dann findet dieses Stiftungsziel mit dem heutigen Preisträger gewissermaßen seine Erfüllung. Es gibt wenige Gelehrte, deren Forschung einen so sicheren Platz in der Allgemeinbildung, ja im Selbstverständnis der Deutschen haben wie die Arbeiten von Ian Kershaw.

Und das rechtfertigt den Bogen, den ich vom Stifter zum Preisträger geschlagen habe.

Ich beglückwünsche die Philosophische Fakultät und die HeinrichHeine-Universität zu dieser Wahl.

Prof. Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser

Rektor der Heinrich Heine-Universität von 1983 bis 2003. Vorsitzender der Meyer-Struckmann-Stiftung. Studium der Germanistik und Romanistik in Heidelberg und München. Promotion (1964) und Habilitation (1970). Ruf auf den Lehrstuhl für Ältere Germanistik in Düsseldorf (1977). Wissenschaftliche Beiträge und Bücher zur Literatur des hohen und späten Mittelalters.