Herzlich willkommen zur diesjährigen Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises der Philosophischen Fakultät. Mit den allerbesten Glückwünschen zu dieser Auszeichnung darf ich Sie, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Münch, im Namen der gesamten Hochschulleitung und ausdrücklich auch im Namen der Rektorin, Prof. Dr. Anja Steinbeck, ganz herzlich begrüßen. Es ist für mich eine ganz besondere Ehre und Freude, heute Abend die Rektorin vertreten zu dürfen. Dazu am Ende ein wenig mehr.

An dieser Stelle auch ein herzliches Willkommen und ein großes Dankeschön an die Meyer-Struckmann-Stiftung, stellvertretend an Herrn Prof. Kaiser! Zum 17. Mal nun schon ermöglicht die Stiftung es unserer Philosophischen Fakultät mit ihrer großzügigen Unterstützung, herausragende Forschungspersönlichkeiten auszuzeichnen. Vielen, vielen Dank dafür! In Zeiten, in denen zumindest in bestimmten Teilen unserer Gesellschaft eine Wissenschaftsskepsis herrscht, ist es umso wichtiger und erfreulicher, dass es Menschen und Einrichtungen gibt, die Wissenschaft und Forschung so ausdrücklich und kontinuierlich wertschätzen und fördern.

Wenn man darüber nachdenkt, was einen herausragenden Wissenschaftler oder eine herausragende Wissenschaftlerin auszeichnet, ist das natürlich zum einen fachliche Brillanz und Innovation. Aber zum anderen auch der Umstand, dass diese Persönlichkeiten mit ihrem Werk nicht nur fachinterne Debatten prägen und vorantreiben, sondern über ihre Disziplin hinaus wirken. Das kann man bei Ihnen, sehr geehrter Herr Münch, ganz sicher feststellen. Ihr beeindruckendes soziologisches Lebenswerk bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte und Beiträge zu aktuellen Diskursen und Fragen, die unsere Gesellschaft und auch das Wissenschaftssystem betreffen.

Das möchte ich gerne an zwei Themen illustrieren, für die in Ihrem Werk kluge Gedanken und Anlass zur selbstkritischen Reflexion zu finden sind und die uns auch als Hochschulleitung beschäftigen:

Zunächst zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik: Ihre Beiträge zur Rolle von Wissenschaft und Wissenschaftler:innen beispielsweise in der Pandemie sind äußerst instruktiv und auch provokativ. Unter dem Schlagwort des »benevolenten Paternalismus« fragen Sie kritisch, ob wir uns gesamtgesellschaftlich zu einer »Expertokratie« entwickeln. Sie stellen fest, dass Wissenschaft und alle Forschenden eine Gratwanderung zu bewältigen haben zwischen politischer Verantwortung einerseits und wissenschaftlicher Zurückhaltung andererseits – eine Gratwanderung, die uns vielleicht nicht immer optimal gelingt.

Ein zweites Beispiel: Sie thematisieren die Frage, wie sich unser Universitätssystem entwickelt hat. Auch hier warten Sie mit einem pointierten Schlagwort auf: »akademischer Kapitalismus«. Sie markieren damit kritisch den Wandel von Universitäten infolge des Wettbewerbs unter den Universitäten – national wie international.

Sie schließen so an laufende Diskussionen an, die auch hier an unserer Universität von Bedeutung sind. Seit geraumer Zeit beschäftigen wir uns an der HHU und auch in der Hochschulleitung mit der Frage, wie sich das Wissenschaftssystem strukturell und kulturell verändert – und wie wir darauf reagieren können. Wir tun dies auch mit dem Ziel, mehr Chancengleichheit, bessere Perspektiven und Sicherheiten für die vielen jungen, aufstrebenden Menschen zu schaffen, die mit Leidenschaft und Kompetenz in der akademischen Welt Fuß fassen möchten. Auch hier befinden wir uns in einem Wettbewerb mit anderen Hochschulen, freilich auch mit nicht-universitären Einrichtungen. Dieser Wettbewerb und seine Konsequenzen gehören zu den Themen, die Sie analytisch-systematisch in den Blick nehmen.

Apropos »junge, aufstrebende Menschen« – jetzt zu dem Punkt, warum es für mich persönlich eine besondere Ehre ist, heute hier zu stehen. Als damals junger, bemüht aufstrebender Doktorand mit Fokus auf politische Kommunikation, habe ich vor nun mehr als 25 Jahren natürlich auch Ihr Werk als Standardliteratur und inspirierende Quelle wahrgenommen. Ich habe nochmals in meiner fast verschollenen Dissertation nachgeschaut: Dort zitiere ich (Seite 27) aus Ihrem Werk Dialektik der Kommunikationsgesellschaft den heute noch gültigen Satz »Ein großer Teil des politischen Handelns ist heute öffentliche Kommunikation«. Als ich dieses Zitat seinerzeit verwendet habe – übrigens: Ich habe dieses Zitat deutlich als solches kenntlich gemacht –, hätte ich nicht gedacht, einmal hier stehen und Ihnen zum Meyer-Struckmann-Preis gratulieren zu dürfen.

Dies tue ich hiermit ein weiteres Mal und wünsche uns allen einen guten Abend!