Sehr geehrte Damen und Herren,

 im Namen der Heinrich-Heine-Universität begrüße auch ich Sie herzlich zur Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises 2017.

Zunächst möchte ich Sie, Herr Professor Finzsch, ganz herzlich hier im Haus der Universität willkommen heißen. Ich beglückwünsche Sie zu dieser herausragenden Auszeichnung. Natürlich geht auch ein herzliches Willkommen an Ihre Frau – Prof. Dr. Michaela Hampf.

Lieber Herr Finzsch, als wir im Sommer 2014 im Auftrag der Universität zu Köln in Breslau waren, habe ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich die Ehre haben werden, Ihnen mal einen Preis zu verleihen.

Sehr geehrter Honorarkonsul Claus Gielisch,
sehr geehrter Oberbürgermeister Thomas Geisel,
sehr geehrter Präsident der Meyer-Struckmann-Stiftung, Herr Professor Kaiser,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands, Herr Professor Schlink und Herr Dr. Rometsch,
sehr geehrte Ehrensenatorin, Frau Dr. Betz und sehr geehrter Ehrensenator, Herr Grosse-Brockhoff,
sehr geehrter Senatsvorsitzender, Herr Professor Knoefel,
sehr geehrte Rektoratskollegin, Frau Professor von Hülsen-Esch,
sehr geehrter Dekan, Herrn Professor Rosar,
sehr geehrte, liebe Gäste,

im Jahr 2014 habe ich das erste Mal ein Grußwort anlässlich der Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises gehalten. Damals habe ich die Bedeutung eines solch renommierten Preises für die Geisteswissenschaften betont. Denn es war unverkennbar, dass bei der Verteilung knapper Ressourcen und bei den Rufen nach Lösungen für die drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen immer mehr nach ihrer Anwendbarkeit beurteilt werden. Mit Anwendbarkeit meinte ich vor allem ihren wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Nutzen.

Die Geistes- und Sozialwissenschaften – so lautete damals meine Schlussfolgerung – geraten vor dieser Schablone oft ins Hintertreffen, weil Ihnen nicht selten ein „merkantiler Wert“ abgesprochen werde.

Dieses Blatt hat sich – zumindest in der medialen Öffentlichkeit – gewendet. Ein Europa in der Krise, weltweit erstarkende rechtsnationale Bewegungen, die globale Ausgrenzung, Unterdrückung und Verfolgung von Gruppen, die als ‚anders‘ deklariert werden, Populismus, der Vorwurf der Lügenpresse und der Lügenwissenschaft… all das sind Phänomene, die den Ruf nach einem größeren Engagement von Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen laut werden ließen und lassen.

Sicher kennen Sie die aktuellen Debatten in den Medien zur Rolle der Geisteswissenschaftler/innen für die Erklärung gesellschaftlicher Entwicklungen. So titelte die FAZ: „Professoren, mischt euch endlich wieder ein!“ Die ZEIT fragt etwas überspitzt: „Wo bleibt die überparteiliche Stimme der Politikwissenschaften? Schlüge nicht genau jetzt die Stunde einer versachlichenden Religionswissenschaft? Warum schweigt die Germanistik zur politischen Rhetorik des Populismus?“ Die Bedingungen, unter denen sich die Geisteswissenschaften in Zeiten aufblühender Ideologien als gesellschaftliche Kraft behaupten können, müssen sicher diskutiert werden. Dass sie gefragt sind, in einer Welt, in der Schwarz-Weiß-Denken salonfähig ist und unterkomplexe Erklärungen für globale Phänomene herhalten müssen, steht nicht zur Debatte. Die Geistes- und Sozialwissenschaften warnen vor zu einfachen Lösungen und Erklärungsansätzen. Sie kritisieren allzu einfache Interpretationen von Korrelationen oder Kausalitäten. Sie bemühen sich darum, die Komplexität unserer Welt abzubilden. Dabei können sie verborgene Machtverhältnisse, Brüche und Paradoxien aufspüren. Es sind diese Stärken, die der Meyer-Struckmann-Preis würdigt.

Mit dem international renommierten Preis zeichnen die Stiftung und unsere philosophische Fakultät bedeutende Persönlichkeiten aus, die gesellschaftliche Veränderungen ebenso wie destruktive Machtverhältnisse unter die Lupe nehmen. Das Werk von Norbert Finzsch kreist um all diese Phänomene. Seine Forschung beschäftigt sich mit denDichotomien von Überlegenheit und Unterlegenheit und mit der Binarität vom Eigenen und Fremden. Norbert Finzsch hat sich in seinem wissenschaftlichen Gesamtwerk unterdrückten, ausgegrenzten und diskriminierten Gruppen gewidmet. Dazu gehörten Arbeiter/innen, Strafgefangene, African Americans, Chinese Americans, Frauen, Schwule, Lesben, Queers und Transgender sowie indigene kolonisierte Gruppen.

Der Meyer-Struckmann-Preis macht diese aktuelle und für unsere gesellschaftlichen Entwicklungen bedeutende Forschung sichtbar. Für ihr großes Engagement sind wir der Meyer-Struckmann-Stiftung zu tiefstem Dank verpflichtet.

Sehr geehrter Herr Professor Finzsch,

noch einmal meinen allerherzlichsten Glückwunsch. Für die berufliche, wie private Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute. Lassen Sie sich heute Abend ordentlich feiern und genießen Sie Ihren Erfolg! Ich freue mich auf Ihren Festvortrag.

Prof. Dr. Anja Steinbeck

Rektorin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf seit November 2014 (Jahrgang 1966) Studium der Rechtswissenschaften in Mainz und Genf. Nach Promotion (1992) und Habilitation (1998) folgte 2001 ein Ruf auf einen Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht und Gewerblichen Rechtsschutz an der Universität zu Köln sowie 2003 die Ernennung zur Direktorin des Instituts für Gewerblichen Rechtschutz und Urheberrecht. Von 2011-2014 war sie Prorektorin der Universität sowie von 2004 - 2014 Richterin im Nebenamt am Oberlandesgericht Köln. 2020 vom Centrum für Hochschulentwicklung und der ZEIT als Rektorin des Jahres ausgezeichnet.