Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Heinrich-Heine-Universität begrüße auch ich Sie herzlich zur Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises 2016. Die Philosophische Fakultät der HHU hat heute die Ehre, den Wissenschaftspreis der Meyer-Struckmann-Stiftung an eine exzellente Wissenschaftler- Persönlichkeit zu verleihen.
Sehr geehrter Herr Professor Coulmas, herzlich willkommen im Haus der Universität. Ich gratuliere Ihnen zu dieser herausragenden Auszeichnung! Natürlich geht auch ein herzliches Willkommen an Ihre Gattin Frau Dr. Judith Stalpers.
Sehr geehrte Damen und Herren,
nicht erst seit der Exzellenzinitiative diskutieren wir immer wieder die Fragen: Was ist herausragende Forschung? Und wie lässt sich diese messen? Wenn wir darüber sprechen, was gute Wissenschaft ausmacht, fallen schnell die bekannten Schlagworte: Innovativ und originell soll sie sein, unkonventionell und mit Ausdauer und Dynamik betrieben werden, schlüssig und solide, verantwortungsvoll, vielleicht auch streitbar und transformativ. Doch wenn es um Indikatoren und Verfahren bei der Vermessung von Forschung geht, debattieren Wissenschaftler/innen und Institutionen wie die DFG oder der Wissenschaftsrat, Hochschulleitungen, Stiftungen und Politiker/innen unermüdlich. Nicht nur bei der Frage nach Sinn oder Unsinn von Rankings scheiden sich die Geister. Ebenso entzünden sich an einzelnen Messkriterien heftige Diskussionen. Ich denke zum Beispiel an die bezweifelte Aussagekraft des Impact Factor oder die zum Teil ablehnende Haltung, die Höhe von Drittmitteleinwerbungen als geeigneten Faktor anzuerkennen. Und angesichts einer rasant um sich greifenden „Publish or Perish“-Kultur ist auch die Quantität von Publikation keine verlässliche Messgröße mehr. Über die gehaltvollen 800-Seiten-Monografien, die in Zeiten von Open Access und digitalen Publikationen ins Abseits gedrängt werden, brauche ich erst gar nicht zu reden.

Trotz aller Vorbehalte können wir uns in Zeiten knapper Ressourcen einer gewissen Vermessung der Wissenschaft nicht entziehen. Statt also diese nur reflexhaft abzuwehren, sind wir als Forschende gefragt, darüber zu diskutieren, welche Verfahren und Kriterien wir für angemessen halten. In diesem Rahmen stellt sich natürlich auch die Frage, wie es sich mit wissenschaftlichen Auszeichnungen ver- hält? Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass auch der Wissenschaftspreis ein umstrittener Indikator für wissenschaftliche Qualität ist. Und dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass bedeutende Auszeichnungen wichtige Indikatoren für die Forschungsqualität sind.

Mehr noch: Der Wissenschaftspreis ist ja zum einen das Ergebnis einer Vermessung von Forschungsleistungen und zum anderen zugleich ein Indiz für wissenschaftliche Erfolge. Der Auszeichnung geht ein umfassender Bewertungsprozess voraus. In diesem beurteilt ein Gremium Forschungsaktivitäten im Hinblick auf ihre Qualität, Bedeutsamkeit, Innovation und vieles mehr. Preise geben außerdem Auskunft über die Sichtbarkeit, Würdigung und Anerkennung von Forschungsleistungen – und zwar durch die wissenschaftliche Peergroup selbst.1 Der Preis ist ein dokumentiertes Urteil der scientific community über ihre eigenen Mitglieder. Noch dazu ein Urteil, das ohne äußere Veranlassung mit der deutlichen Absicht getroffen wird, die Forschungsqualität zu bewerten. Ich bin der Meinung, Preise und Auszeichnungen sollten wir auf jeden Fall zur Bewertung wissen- schaftlicher Aktivitäten heranziehen.

Sehr geehrter Herr Professor Coulmas,
mit der Vergabe des Meyer-Struckmann-Preises würdigt die Heinrich-Heine-Universität Ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der sozialwissenschaftlichen Japanforschung und der Soziolinguistik. Dazu gratuliere ich Ihnen noch einmal herzlichst! Eine so renommierte und hochdotierte Auszeichnung wie der Meyer-Struckmann-Preis birgt neben dem materiellen auch ein großes symbolisches Kapital. Die in Ihre Forschung investierte Zeit und Energie wird ebenso gewürdigt wie Ihr Ansehen in den Ostasienwissenschaften. Sie, sehr geehrter Herr Professor Coulmas, gewinnen damit an Aufmerksamkeit und Reputation. Das ist zuletzt sicherlich auch für die Rezeption Ihrer Forschung zuträglich.

Bevor ich Ihnen das Wort übergebe, möchte ich der Meyer-Struckmann-Stiftung sehr herzlich danken für ihr großes Engagement. In einer Zeit, in der die Wissenschaft ebenso wie die Politik mit den Auswüchsen des sogenannten „Postfaktischen“ konfrontiert ist, muss sie selbstbewusst gegen die Vernebelungstaktik einiger gesellschaftlicher Gruppen ankämpfen. Daher sollten wir ganz besonders jene Persönlichkeiten sichtbar machen, die gesellschaftliche Veränderungen wissenschaftlich unter die Lupe nehmen: Wissenschaftler-Persönlichkeiten, die Erkenntnisse generieren, die auf Rationalität und Vernunft beruhen. Diese Aufgabe nimmt die Meyer-Struckmann-Stiftung wahr durch die Vergabe eines Preises in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Sehr geehrter Herr Professor Coulmas, noch einmal meinen allerherzlichsten Glückwunsch. Für die berufliche wie private Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute. Lassen Sie sich heute Abend ordentlich feiern und genießen Sie Ihren Erfolg!

Prof. Dr. Anja Steinbeck

Leitete den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht und Gewerblichen Rechtsschutz und das Institut für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an der Universität zu Köln. Von 2004 bis 2014 Richterin im Nebenamt am Oberlandesgericht Köln. Von 2011 bis 2014 Prorektorin für Planung, Finanzen und Gender an der Universität zu Köln. Seit November 2014 Rektorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

  • [1]

    Vgl. Empfehlungen zur Spezifikation des Kerndatensatz Forschung (Drs. 5066-16). Im Kerndatensatz 2016 wurden die Preise als Kriterium für wissenschaftliche Qualität wieder herausgenommen: „Durch eine Vielzahl vorwiegend kritischer Rückmeldungen wurde deutlich, dass sich der Bereich ‚Forschungspreise und Auszeichnungen‘ derzeit noch nicht für die Standardisierung von Angaben und Datenformaten eignet. Er ist daher nicht Teil der Spezifikation in Version 1.0.“ Abrufbar unter: www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5066-16.pdf (zuletzt ein- gesehen am 10.11.2016).