Magnifizenz, Spectabilis, verehrter Herr Prof. Schnapp, meine Damen und Herren,

im Namen des Vorstands der Meyer-Struckmann-Stiftung sage ich herzlichen Dank dafür, dass Sie gekommen sind. Dass Sie das Auditorium sein wollen für eine akademische Feierstunde und für einen gewiss herausragenden Vortrag zur archäologischen Welt.

Für die Stiftung ist die Anwesenheit unserer neuen Rektorin, Magnifizenz Steinbeck, und ihre Bereitschaft, ein Grußwort zu sprechen, ein besonders schönes Zeichen.

Und dieser noble Ort, das Haus der Universität, ist ja wie geschaffen für solch herausgehobene Anlässe.

Der Vorstand der Stiftung ist heute vertreten durch die Herren Dr. Sieghardt Rometsch, Prof. Bernhard Schlink und mich. Meine Aufgabe bei diesem jährlichen Ereignis sehe ich auch dieses Jahr darin, einige Worte zur Person des Stifters zu sagen, um ihn auf diese Weise in Erinnerung zu halten.

Die historische Würdigung, die er in Form einer Biographie erfahren hat, zeigt, dass er eine der erfolgreichen Bankpersönlichkeiten des jungen Westdeutschland war. Man darf vermutlich sogar sagen, dass er einen wahrnehmbaren Platz hat in der Nachkriegs- und Wiederaufbaugeschichte Deutschlands. So ist er immer wieder Gesprächs- und Verhandlungspartner der Großen in Politik und Wirtschaft gewesen, von Ludwig Erhard etwa, auch Konrad Adenauer und Hermann Josef Abs. Und früh schon mit Johannes Rau. Was ihn mit ihm verbindet, lässt ein erstes Motiv seiner späteren Stiftung erkennen: nämlich eine intensive Tätigkeit in der christlichen Jugendarbeit. Das hat über die Jahre zu einer Freundschaft zwischen Fritz Meyer-Struckmann und Johannes Rau geführt.

Als Johannes Rau, damals war er schon Bundespräsident, erfuhr, dass ich auf Vorschlag von Graf Finckenstein zum Vorsitzenden der Meyer-Struckmann-Stiftung berufen worden war, bestand er darauf, dass ich ihn besuchte, um von ihm Näheres zur Person des Freundes mitgeteilt zu bekommen. Es war mancherlei Privates dabei und mancherlei Heiteres. Aber auch von langen Gesprächen dieser beiden Männer über die Zukunft Deutschlands war die Rede, vom schwierigen Umgang mit geistigen Traditionen in dem beschädigten Land, von der möglichen Rolle der Kirchen im demokratischen Erziehungswesen.

Ich schließe nicht aus, dass in diesen Gesprächen das Samenkorn – ein biblisches Motiv – gelegt wurde für die erstaunliche Widmung seiner Stiftung, nämlich der Volksbildung und den Geisteswissenschaften zu dienen.

Und diese Stiftung, in die er sein ganzes Vermögen einbrachte, ist denn auch sein Vermächtnis an die Künftigen.

Es ist gewiss in Meyer-Struckmanns Sinne, wenn die Stiftung, als eines ihrer Projekte, seit Jahren ein von den Johannitern getragenes Gymnasium in Brandenburg unterstützt. Oder an der Humboldt-Universität eine Gastprofessur für Jüdisches Recht errichtet hat. Und es hätte ihm wohl auch gefallen, so sagte Johannes Rau, dass der Name Meyer-Struckmann ganz unmittelbar mit der geisteswissenschaftlichen Forschung verbunden wird, eben durch den bedeutenden Preis, den unsere Philosophische Fakultät jährlich ausschreibt und vergibt.

Seit nun bald zehn Jahren wird herausragenden Gelehrten nach Auswahl und Entscheidung der Fakultät dieser Preis verliehen. Unter den Preisträgern sind immer wieder Namen, die weit über ihr Fach hinaus in die gebildete Öffentlichkeit strahlen: Hartmut Böhme, Harald Weinrich, Herfried Münkler, Horst Bredekamp, Ian Kershaw, um nur einige zu nennen.

Die Stiftung hat ihre Förderung auf zehn Jahre angelegt, bis 2016 also.

Es wird Sie nicht wundern, dass vor vier Wochen ein Schreiben von Dekan Bleckmann bei uns eingegangen ist, in dem er Folgendes formuliert: „Ich nehme daher das Auslaufen der ersten Zehnjahresperiode zum Anlass, die Meyer-Struckmann-Stiftung darum zu bitten, eine Verlängerung der Förderung zu erwägen. Gerade die Resonanz unserer letzten Preisverleihung, die für Sir Ian Kershaw, hat uns in der Auffassung bestärkt, dass der Meyer-Struckmann-Preis unmittelbar davorsteht, in den Rang der renommiertesten Wissenschaftspreise aufzusteigen.“

So weit der Dekan in einer höchst geschickten Rhetorik des Dankes und zugleich der Verheißung.

Der Vorstand der Stiftung hat heute getagt und hat – wie so oft schon – eine Reihe von sehr guten Anträgen ablehnen müssen. Er hat aber auch beschlossen, die Vergabe des Meyer-Struckmann-Preises durch die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität für weitere zehn Jahre zu fördern.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Prof. Dr. Dres. h. c. Gert Kaiser

Lehrte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Ältere Germanistik. Von 1983–2003 Rektor der Universität. Von 1985–2007 Präsident des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen. Arbeitsschwerpunkte: Mittelalterliche Literatur, Wissenschaft und Kultur der Gegenwart.