Spectabilis, Frau Prorektorin, verehrte Frau Professor Wolf, meine verehrten Damen und Herren,

der Vorsitzende der Meyer-Struckmann-Stiftung will in diesem Grußwort dreierlei tun:

erstens einige Worte zu dem Stifter sagen,
dann ein paar Bemerkungen machen zur Entwicklung des Preises aus Sicht der Stiftung
und drittens will er sich kurz halten.

Der Banker Fritz Meyer-Struckmann, damals sagte man noch Bankier, hat nach seinem Tod 1984 sein gesamtes Vermögen in eine Stiftung eingebracht und hat als Stiftungszweck bestimmt die Förderung der Geisteswissenschaften und der Volksbildung.

Das klingt nach dem Vermächtnis eines Sonderlings wie man sie aus englischen Erzählungen kennt. Nichts wäre jedoch falscher: vielmehr war Meyer-Struckmann ein begnadeter Netzwerker zwischen Finanzen, Politik und Wirtschaft. In seinem Haus in Essen trafen sich alle historischen Größen der jungen Bundesrepublik mit dem rheinischen Kapitalismus.

Aber er war eben auch fest davon überzeugt, dass die Geisteswissenschaften zur Volksbildung, wie man damals sagte, beitrügen.

Das ist ein anspruchsvolles Vermächtnis – und wir Geisteswissenschaftler müssen uns wohl selbstkritisch fragen, ob wir diesem Anspruch genügen.

Im Jahr 2006 hat die Stiftung zusammen mit der Philosophischen Fakultät unserer Universität zum ersten Mal den Preis ausgelobt.

Aus Sicht der Stiftung – und ich freue mich, dass heute Abend mein Vorstandskollege Dr. Sieghart Rometsch und seine Gattin anwesend sind – aus Sicht der Stiftung ist der Preis ein großer Erfolg geworden. Die Fakultät hat bis heute ganz außerordentliche wissenschaftliche Persönlichkeiten ausgezeichnet, deren Wirkung weit über ihre jeweiligen Fachgrenzen hinausreicht, Persönlichkeiten, die sehr bewusst nicht nur zum fachlichen, sondern zum gesellschaftlichen Dialog beitragen. Und darin sind sie der hochgemuten Forderung von Fritz Meyer-Struckmann, dass die Geisteswissenschaften zur Volksbildung beitragen mögen, doch recht nahe.

Der Preis ist inzwischen, so nehme ich es wahr, zu einem der Markenzeichen einer erfolgreichen philosophischen Fakultät geworden. Solche Art von Ansehen und Bekanntheit ist gerade in schwierigen Zeiten von besonderem Wert.

Im Übrigen zeigt auch die Ausrichtung dieser Preisverleihung jedesmal, dass die Fakultät mit Liebe bei der Sache ist.

Und die Stiftung sieht natürlich, dass der Erfolg der Fakultät auch ihr Erfolg ist.

Dafür möchte ich Ihnen im Namen des Vorstands danken.

Prof. Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser (geb. 1941)

Lehrte an der Heinrich-Heine-Universität Ältere Germanistik. Von 1983 bis 2003 Rektor der Universität.
Von 1985 bis 2007 war er Präsident des Wissenschaftszentrums Nordrhein- Westfalen.
Arbeitsschwerpunkte: Mittelalterliche Literatur, Wissenschaft und Kultur der Gegenwart.