Sehr geehrter Herr Preisträger, Herr Kollege Müller,
sehr geehrte Angehörige, Gäste und Freunde der Heinrich-HeineUniversität, insbesondere unserer Philosophischen Fakultät!

Der seit 2006 von der Philosophischen Fakultät der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf vergebene Meyer-Struckmann-Wissenschaftspreis wird in diesem Jahr zum Themenbereich „Mittelalterforschung“ ausgelobt. Der Preisträger, den die Fakultät heute ehrt, Prof. Dr. JanDirk Müller, ist ein herausragender Vertreter dieser Disziplin – einer Disziplin allerdings, die an einem engen Maßstab dieser Bezeichnung gar keine ist!

Denn Sie wissen als Fachleute auf diesem Gebiet, dass es an deutschen Universitäten „Professuren für Mittelalterforschung“ nicht gibt. „Mittelalterforschung“ – oder Mediävistik – ist schließlich ein Sammelbegriff, der unterschiedliche Fächer vereinigt: die Geschichtswissenschaft, die jeweiligen philologischen bzw. sprachwissenschaftlichen Disziplinen, die Kunstgeschichte, die Mittelalterarchäologie, die Philosophie, die Rechtwissenschaft – und manches mehr, wo immer auch sich Berührungspunkte zur historischen Forschung bieten. Vielleicht wäre es in diesem Licht sinnvoll, Professuren bewusst einmal als integrative „Mittelalter-Professuren“ auszuschreiben.

Mir geht es mit dieser kurzen Überlegung darum hervorzuheben, welche Qualitäten eine Wissenschaftspersönlichkeit mitbringen muss, die sich „Mittelalterforschung“ in ihrer Gänze zueigen gemacht hat und insofern die Voraussetzungen für eine derart hohe Auszeichnung mitbringt. Ein solcher Generalist lässt eben nicht allein Expertise im angestammten Wissenschaftsfeld erwarten – in Ihrem Fall, sehr verehrter Herr Kollege Müller, in der „Deutschen Philologie“, oder auch in der „Germanistik“. Die Herausforderung an eine zeitgemäße Mittelalterforschung ist darüber hinaus eine methodische, die sich eben aus jener enormen thematischen Vielfalt ergibt, die die „Medieval Studies“ heutzutage ausmachen.

Der diesjährige Preisträger verkörpert diese Vielfalt in seinem ganzen wissenschaftlichen Œuvre. Ich spiele damit natürlich nicht auf Quantitatives an, mit Blick nämlich auf sein überaus umfangreiches Schriftenverzeichnis. Ich meine damit Begriffe „Multidisziplinarität“ oder auch „Grenzgängertum“, die sein Schaffen charakterisieren. Kennzeichnend hierfür ist es, dass es Professor Müller immer wieder auf meisterliche Art und Weise verstanden hat, literarische Zeugnisse in ein schlüssiges Verhältnis zu gesellschaftlichen und kulturellen Szenarien zu bringen. Ein solches Szenario ist die höfisch-weltliche Sphäre des ausgehenden Mittelalters. Für die Wirkungsgeschichte hat es sich als besonders fruchtbar erwiesen, literarische Traditionen auf ihre funktionale Bedeutung hin zu untersuchen. Stichworte: „Gedächtnis“, „Memoria“ – heute Schlüsselbegriffe der Mittelalter- und Frühneuzeitforschung.

Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, innovative Fragestellungen zu entwickeln und mit Blick auf die verfügbaren historisch-literarischen Quellen fruchtbar zu machen. Sie sind damit in der Literatursoziologie ebenso verortet wie in der Historischen Anthropologie – sofern es denn überhaupt darum gehen kann, einen visionären Wissenschaftler zu „verorten“.

Sehr geehrter Herr Professor Müller. Mit dem Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung der Meyer-Struckmann-Stiftung zollt Ihnen unsere Philosophische Fakultät heute höchste Anerkennung. Wir sind der Meyer-Struckmann-Stiftung, vertreten durch den Altrektor – und Altgermanisten – Professor Kaiser, für dieses Engagement zu tiefem Dank verpflichtet! Dank dafür, dass die Stiftung exzellente Forschungen in den Geisteswissenschaften honoriert, Dank aber auch dafür, dass sie den Ruf unserer Philosophischen Fakultät „in die Welt“ trägt – in diesem Fall an die renommierte Ludwig-Maximilians-Universität nach München. Ich gratuliere Ihnen, sehr geehrter Herr Professor Müller, nochmals zu der hohen Auszeichnung und wünsche Ihnen persönlich wie wissenschaftlich weiterhin viel Erfolg!