Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich begrüße und beglückwünsche zunächst sehr herzlich den Preisträger, Herrn Kollegen Bredekamp!

Ich begrüße des Weiteren: den Ehrensenator und früheren Staatssekretär, Herrn Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Herrn Staatssekretär a. D. Jan Michael Söffing, in seiner Funktion als Präsidenten der Dr. Meyer-Struckmann Stiftung unseren Altrektor, Herrn Professor Kaiser,

die Mitglieder des Hochschulrats, Frau Paulsen und die Kollegen Hadding und Riesner, den Prodekan der Philosophischen Fakultät, Herrn Kollegen Bleckmann, Frau Kollegin von Hülsen-Esch, die anwesenden Kolleginnen und Kollegen von der Philosophischen Fakultät und darüber hinaus.

Ich begrüße auch sehr herzlich Herrn Thomas Beckmann! Sehr geehrte Gäste und Freunde der Universität und der Philosophischen Fakultät!

Die Meyer-Struckmann-Wissenschaftspreise an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf werden seit 2006 unter jährlich wechselnden Mottos vergeben. Die Themen waren bislang: Memorialforschung; jüdische Kultur; deutsch-französische Beziehungen und zuletzt «Gesellschaften der Moderne». Ich halte diese Vorgehensweise für eine kluge. Sicher: Der Preis dient auf der einen Seite dazu, die Leistungen der Geisteswissenschaften insgesamt zu honorieren und nicht zuletzt auch nach außen hin erkennbar zu machen. Auf der anderen Seite sind die Geisteswissenschaften überaus vielfältig, um nicht zu sagen: heterogen. An der hiesigen Philosophischen Fakultät rangieren sie von der Japanologie über die Kunstgeschichte bis zur Computerlinguistik.

In diesem Jahr ist das für den Meyer-Struckmann-Preis ausgeschriebene Themenfeld «Theorie und Kulturen des Bildes». Das ist eine weise Entscheidung. Die Ausschreibung «Theorie und Kulturen des Bildes» zielte zwar gewiss auf die Kunstgeschichte ab. Sie, sehr verehrter Herr Kollege Bredekamp, sind Kunsthistoriker. Dennoch – und ich möchte die Wendung noch einmal wortwörtlich aufgreifen – umspannen die «Kulturen des Bildes» einen derart breiten Horizont geisteswissenschaftlicher Reflexion, dass man mit Recht sagen kann: Diese thematische Spezialisierung ist im Grunde eine ausgesprochene Integrationsleistung.

Die Bildkunde ist seit vielleicht Mitte der 1980erJahre zu so etwas wie einer geisteswissenschaftlichen Leitdisziplin geworden. Der Grund dafür liegt in der Ausweitung und generell in der Sensibilisierung geisteswissenschaftlicher Erkenntnismethoden. Dass beispielsweise «das Bild» eine erstrangige Quelle historischer Erkenntnis ist und überhaupt als veritables Zeitzeugnis wahrgenommen wird, ist angesichts der Schriftfixierung der Geschichtswissenschaft nicht selbstverständlich. Denken wir nur an die inzwischen schon ein paar Jahre zurückliegenden Wehrmacht-Ausstellungen ab 1996 bzw. ab 2001 und an die zu einem internationalen Politikum gewordenen Auseinandersetzungen über die konkrete Deutung der dort gezeigten Bilder.

Ich bin mir sicher, sehr verehrter Herr Kollege Bredekamp, dass auch diese Dinge in Ihrem Fokus liegen. Denn – das wird die Laudatio sicher hervorheben – Ihr wissenschaftliches Œuvre reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Es umfasst damit den gesamten Formenschatz menschlichen Kunstschaffens.

Und ein weiterer Aspekt, der mich als Mediziner und Naturwissenschaftler interessiert: Im Jahr 2000 haben Sie das Projekt «Das technische Bild» am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin gestartet. Sie befassen sich darin intensiv mit historischen wie aktuellen Verfahren der Bildgebung in der natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie medizinischen Forschung. Auch hierbei geht es Ihnen darum, ein Instrumentarium zur Empirie bildhafter Erkenntnis zu entwickeln. Aktuell unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft Ihr Projekt «Visuelle Wissenskommunikation».

Ihr leitendes Interesse an Visualität bezeugt eine Aufgeschlossenheit über die Fachgrenzen hinaus, die die Jury des Meyer-Struckmann-Preises gewiss in ihrer Entscheidung bestätigt oder sogar geleitet hat.

Sehr geehrter Herr Kollege Bredekamp: Ihnen wird nach mehreren vorausgegangenen Ehrungen heute mit dem Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung der Dr. Meyer-Struckmann-Stiftung eine weitere, hochrangige Ehrung zuteil. Wir sind der Stiftung – vertreten heute durch Professor Kaiser – für dieses Engagement zu tiefem Dank verpflichtet.

Im vergangenen Jahr hat eine eingehende Biographie «Fritz Meyer-Struckmann. Leben und Stiftung» gewürdigt. Darin ist die große Bandbreite der Förderaktivitäten mehr als deutlich geworden. Die Stiftung hat nach dem Tod Meyer-Struckmanns ihre Förderaktivitäten 1995 aufgenommen und über die ganze Bandbreite der Wissenschaften verteilt. Sie hat dabei junge Nachwuchswissenschaftler genauso gefördert wie etablierte Spitzenforscher ausgezeichnet. Es sei aber auch daran erinnert, dass sich Fritz Meyer-Struckmann schon zu Lebzeiten, und sogar vor Gründung der Stiftung 1961, in vielfältiger Art und Weise – unter anderem karitativ – engagierte.

Dieser Wissenschaftspreis hält die Erinnerung an Fritz-Meyer-Struckmann wach, und er würdigt wissenschaftliche Spitzenforschung im Bereich der Geisteswissenschaften. Ich gratuliere Ihnen, sehr geehrter Herr Professor Bredekamp, nochmals zu der hohen Auszeichnung und wünsche Ihnen persönlich wie wissenschaftlich weiterhin viel Erfolg!

Prof. Dr. Dr. H. Michael Piper (geb. 1952)

1979 Dr. med., 1980 Dr. phil., 1985 für das Fach Physiologie habilitiert. 1985–1994 Professur für Physiologie an der Universität Düsseldorf, 1994–2008 an der Universität Gießen. Seit November 2008 Rektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.