Porträt von Prof. Dr. Wolfgang Ernst

Der Meyer-Struckmann-Preis der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2024 ausgeschrieben für Forschungen zum Thema ‚Acoustic Studies‘, wird in diesem Jahr an Wolfgang Ernst verliehen.  
Die Acoustic Studies, die sich mit dem Verhältnis von Medientechnologien, Sound und kulturellen Kontexten des Klanglichen auseinandersetzen, bilden mittlerweile ein klar konturiertes Teilgebiet der Medienkulturwissenschaft. 

Wolfgang Ernst, Professor für Medientheorien im Fachgebiet Medienwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin hat in seinem umfangreichen Lebenswerk entscheidende Impulse und Konturierungen für das Feld der Acoustic Studies vorgelegt. Im Zentrum seiner zahlreichen Aufsätzen und Monographien, die auch international rezipiert werden, steht der Begriff des Sonischen, das Wolfgang Ernst als ein Denken zwischen Ton und Klang, zwischen Akustischen und Symbolischen  analysiert. Diese Forschungsergebnisse von Wolfgang Ernst haben auch Konsequenzen für die Auseinandersetzung mit einem aktuellen Medienbegriff. 

Für ihn kommen Medien grundsätzlich als Meß- und als Speichermedien ins Spiel; das Akustische als das Sonische kann nach Ernst nur gekoppelt an die Medien seiner Aufzeichnung erforscht werden. Wolfgang Ernsts Forschungsergebnisse reichen bis in die Wahrnehmungstheorie, Kulturgeschichte, Musiktheorie und Geschichtswissenschaft hinein und bilden fruchtbare Grundlagen und Impulse für die weiterführende Debatten und Konzepte innerhalb der Acoustic Studies und allgemeinen Medienkulturwissenschaft.

Prof. Dr. Wolfgang Ernst

Wolfgang Ernst war von April 2003 bis Oktober 2024 Ordentlicher Professor für Medientheorien im von ihm mitbegründeten Fachgebiet Medienwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin. Sein akademisches Studium galt den Fächern Geschichte, Theorie und Didaktik der Geschichte, Lateinische Philologie sowie ansatzweise der Klassischen Archäologie an Universitäten in Köln, London und Bochum. Er war nach seiner Promotion zum Historiker (mit einer Dissertation über museale Antikenrezeption) zunächst Forschungsstipendiat am Deutschen Historischen Institut in Rom, dann am Forschungsschwerpunkt Literatur in Berlin, und von 1995-1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter für "Theorie und Archäologie der Medien im Kunstkontext" an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Er bekleidete diverse Gastprofessuren: "Geschichte und Theorie künstlicher Welten" an der Bauhaus-Universität Weimar; "Theorie, Geschichte und Ästhetik der Medien" an der Ruhr-Universität Bochum; "Medienwissenschaft" an der Universität Paderborn sowie "Ästhetik und Geschichte der Medien" an der Humboldt-Universität zu Berlin; dort habilitierte er sich mit seiner Schrift Im Namen von Geschichte. Sammeln — Speichern — Er/zählen. Infrastrukturelle Konfigurationen des deutschen Gedächtnisses (München 2003) und erhielt eine venia legendi für Kulturwissenschaft und Medienwissenschaft.

Forschungsschwerpunkte: Radikale Medienarchäologie als Methode techniknaher Medienanalyse; Speicher- und Archivtheorie; kulturelle Übertragungstechniken; Geschichts- und Narrativitätskritik; Ästhetik, Theorie und Praxis zeitbasierter und -kritischer Medienprozesse; Zeitwe(i)sen technischer Medien; der Begriff des "Sonischen"; Ausdrucksweisen technologischer Gefüge (Technológos-Hypothese); Bestimmungen von Wesenskern und Transformation der Universität in der Epoche beschleunigter "Digitalisierung"

Mitglieder der Jury 2024

  • Prof. Dr. Ulli Seegers, Dekanin der Philosophischen Fakultät
  • Prof. Dr. Justus Haucap, Vorsitzender der Meyer-Struckmann-Stiftung
  • Prof. Dr. Stefan Marschall, Prorektor für Internationales und Wissenschaftskommunikation
  • Prof. Dr. Bruno Bleckmann, Altdekan
  • Prof. Dr. Dirk Matejovski, Beauftragter der Stiftung
  • Prof. Dr. Jürgen Wiener, Institut für Kunstgeschichte
  • Prof. Dr. Anja Oesterhelt, Institut für Germanistik
  • Prof. Dr. Gundela Bobeth, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

Ausgewählte Publikationen

Deutschsprachige Monographien

    Das Gesetz des Gedächtnisses. Medien und Archive am Ende (des 20. Jahrhunderts), Berlin 2007

    Chronopoetik. Zeitweisen und Zeitgaben technischer Medien; Gleichursprünglichkeit. Zeitwesen und Zeitgegebenheit technischer Medien (Berlin 2012)

    Signale aus der Vergangenheit. Eine kleine Geschichtskritik (München 2013)

    Im Medium erklingt die Zeit. Technologische Tempor(e)alitäten und das Sonische als ihre privilegierte Erkenntnisform (Berlin 2015)

Monographien in Englisch

    Digital Memory and the Archive (Minneapolis 2013)

    Chronopoetics. The temporal being and operativity of technological media (London / New York 2016)

    Sonic Time Machines. Explicit Sound, Sirenic Voices and Implicit Sonicity in Terms of Media Knowledge (Amsterdam 2016)

    The Delayed Present. Media-induced interventions into contempor(e)alities (2017)

    Technológos in Being. Radical Media Archaeology, and the Computational Machine (New York / London) 2021

Mitherausgeberschaft

    Buchreihe (mit Friedrich Kittler): Berliner Programm einer Medienwissenschaft, Berlin (Kulturverlag Kadmos), 2006 ff.